Sonntag, 6. März 2011

Der Schattenvampir






Mariena lag regungslos in ihrem Bett und starrte auf die Decke. Sie war von den Eindrücken des heutigen Tages überflutet worden, obwohl es eigentlich ein Tag wie jeder andere war. Sie wurde von der Müdigkeit übermannt, doch irgendetwas hinderte sie daran, zu ihrem erholsamen Schlaf zu gelangen. Verschiedenartige Bilder entstanden und vergingen vor ihren Augen. Ihr Vater, ihre Mutter, ihr Freund Andreas, Jennifer und eine Gestalt, welche sie nie zuvor gesehen hatte. Nur schemenhaft konnte sie die Züge dieser Gestalt erkennen. Die Person war dunkel gekleidet und versuchte sie mit einer lockenden Handbewegung zu sich zu holen. Mariena erschrak und versuchte krampfhaft wieder ein Bild von Jennifer oder Andreas heraufzubeschwören, doch die Bilder wurden von dem schemenhaften Umriß der dunklen Gestalt eingenommen. Das Zimmer war dunkel, nur der halbvolle Mond, der durch das Seitenfenster schien, ließ einige markante Gegenstände blaß erglänzen und den Raum in einer abstrakten Illusion erscheinen. Die kleine Zimmerpflanze auf dem Fenstersimms, durch die Heizungsluft in Bewegung gehalten, entwickelte sich zu kriechenden Schlange, die sich um sich selbst windet, auf- und abtaucht. Die verschwimmende Anzeige der Digitaluhr vor dem Garderobenstender zu einer klaffenden Wunde in einer teilnahmslosen Person. Sie schüttelte den Kopf, um ihren Sinnen mehr Bewußtsein einzuhauchen und drehte ihren Kopf nach rechts. Das Portrait an der Wand, sollte sie aus diesem imaginären Zustand befreien. Mit Nachdruck versuchte sie sich auf das Bild an der Wand zu konzentrieren. Ihre Sinne waren durch die Müdigkeit so benommen, doch bevor sie einschlief erkannte sie mit letzter Kraft die Gestalt auf dem Portraitbild. Es war der dunkle Mann, der sie mit seiner offenen Hand fast berührte. Sie drehte ihren Kopf entsetzt zur Seite und fiel in die nebulöse Traumwelt ihres Schlafes. Andreas streichelte mit seinen warmen Händen behutsam ihren Körper und liebkoste ihre Brust. Mariena genoß diese Momente der Zärtlichkeit und absoluten Hingabe. Sie bohrte ihre Fingernägel in Andreas Rücken und ergötzte sich an seinem schmerzvollen Stöhnen. Als seine Lippen ihre Stirn erreichten fühlte sie eine zwingende Kraft in sich, die von seinem Hals ausging. Mit ihrem Mund berührte sie seinen Hals und spürte ein Feuer in ihr ausbrechen. Der Wille in die Hauptschlagader seines Halses zu beißen und seinen Lebenssaft zu trinken. Sie schrie innerlich, um sich dieser Kraft zu widersetzen und fühlte plötzlich den warmen Saft in ihrem Mund, der jedes einzelne ihrer Körperteile zum Erglühen brachte. Entgeistert drückte sie ihn von sich weg und erwachte.

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